Der kleine Spielmacher ist groß geworden. Genau gesagt 1,80 Meter – „Mit Schuhen und Haar“, scherzt er. Aus dem Minispieler der vor fast zehn Jahren sein erstes Training im DBV-Trikot absolviert hat ist inzwischen ein ProB-Spieler geworden. Und ein Student der Filmwissenschaft, der sein Leben in unserem Verein verfilmen würde. Was er im Drehbuch schriebe und was er von seinen letzten NBBL-Spielen erwartet, hat uns der 18-jährige Thabo Paul auf einen Kaffee verraten.
Hallo Thabo, die NBBL-Saison steht vor der heißen Phase. Die letzte deiner Jugendkarriere. Aufgeregt?
Wir haben noch zehn Tage bis zum ersten Playoff-Spiel in Leverkusen. Die Spannung hält sich noch im Rahmen. Sie wird mehr, wird aber auch mehr Motivation mit sich bringen. Das letzte Kapitel steht an, das muss großartig sein.
In der Hauptrunde hat es für den dritten Platz gereicht. Entspricht das der abgelieferten Leistung?
Man kann es so formulieren: Ja, weil wir unser Schicksal in unseren Händen gehabt und die Chance nicht genutzt haben. Wir haben gezeigt, dass wir auch den zweiten Platz hätten erreichen können, da wir gegen Alba gut gekämpft und den direkten Vergleich mit den Piraten gewonnen haben. Aber wir haben uns gegen Braunschweig einen Ausrutscher zu viel geleistet. In den Playoffs werden die Karten neu gemischt.
Seit diesem Jahr bündeln in der NBBL der DBV Charlottenburg, TuSLi und auch der RSV Eintracht die Kräfte. Hat das Einfluss auf die Teambildung gehabt?
Wir haben mit Anton Kamke, Jonas Wagner und Jordan Müller drei sehr gute Spieler dem alten Kern hinzugefügt. Klar, die Integration klappt nicht auf Anhieb, aber wir sind sehr gut als Team zusammengewachsen. Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr positiv und das merkt man auch auf dem Spielfeld. Ansonsten bekommen wir Spieler von der Kooperation relativ wenig mit. Wichtig ist sicherlich, dass wir dadurch zwei Mannschaften in der 2. Regionalliga haben, in denen die jüngeren Spieler Erfahrung sammeln können.
Mit Anton teilst du auch die Erfahrung in der ProB mit dem RSV. Was nimmst du aus dieser Erfahrung mit?
In Stahnsdorf wird Basketball ganz anders als in Charlottenburg gelebt. Der Verein ist professioneller aufgestellt, allein durch die Tatsache, dass einige Spieler aus Übersee kommen. Die Kulisse ist einzigartig: Jedes Spiel ist wie ein Ereignis für die ganze Kleinstadt, jeder Erfolg des Teams wird groß gefeiert. Mir gefällt es. Mir gefällt es, dass die Kinder mit uns nach dem Spiel abklatschen möchten. Oder dass jemand aus dem Nachbarauto dir „Viel Erfolg“ auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel wünscht. Was im Verein so professionell ist, ist im Alltagsleben sehr familiär.
Was hast du in diesem Jahr gelernt?
Ich arbeite daran, mit weniger Minuten und weniger Verantwortung einen merkbaren Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Klingt komisch, aber Verantwortung „abzugeben“ ist genauso schwierig wie Verantwortung zu „übernehmen“. Ich habe im Team ein sehr gutes Vorbild: Niko Schumann (Jahrgang 1992). Er spielt durchschnittlich 30 Minuten und leistet sich keinen Fehler, sowohl im Spielaufbau als auch in der Verteidigung. Das ist mein nächster Schritt.
Könnte der nächste Schritt auch weg von Berlin sein?
Das würde ich mir zweimal überlegen. Zum einen wegen des in diesem Jahr angefangenen Studiums der Kommunikations- und Filmwissenschaft. Zum anderen weil ich Basketball immer beim DBV gespielt habe und das würde mir fehlen. Mir würden die Freunde fehlen, die familiäre Stimmung im Verein.
Apropos Filme und Vereins-Basketball. Wie würdest du deine Jahre beim DBV verfilmen?
Das wäre auf jeden Fall ein sehr lustiger Film mit sehr vielen Hauptcharakteren. Mindestens fünfzehn, meistens Jugendliche, bei denen man beobachten kann, wie sie Erwachsene werden und wie sich gegenseitig positiv beinflussen.
Was wäre der Ausgangspunkt?
Mein erstes Basketball-Jahr in der ersten Klasse. Diese Sportart hat schon in meiner Familie eine prominente Rolle gespielt. Meine Brüder Amo und Dube haben selber beim DBV gespielt und meinen ersten Basketball habe ich mit 5 geworfen. Das wäre der Prolog. Dann kommt der Hauptteil, der erzählen würde, wie mir der DBV neue, dauerhafte Freundschaften und tausende glückliche Momenten mit wunderschönen Mitspielern beschert hat.
Die Top3 der besten Momente?
Platz eins: mein einziger Turniersieg (lacht). Mit der U12 in Göttingen. Spielen ist schön, aber Gewinnen ist das Sahnehäubchen. Ein unglaubliches Gefühl. Platz zwei: Die JBBL-Quali. Im Jahr davor waren wir abgestiegen, also wir hatten den Druck, uns wieder einen Platz zu ergattern. Was uns am Ende gelungen ist. Platz drei: Playoffs in Paderborn. Es war mein erstes Playoff-Spiel überhaupt, in einer kleinen Halle gegen die hochfavorisierten Finke Baskets aus dem Westen. Ich bin nach drei Minuten umgeknickt und habe anders „mitspielen“ müssen. Das Spiel haben wir in der letzten Sekunde gewonnen. Da habe ich mir gedacht: „Wir können jeden schlagen. Wir werden Meister!“. Leider ist in den folgenden beiden Spielen Paderborn seiner Rolle gerecht geworden und ist dann weitergekommen.
Klappt es dieses Jahr mit dem Einzug in die zweite Playoffs-Runde?
Leverkusen ist ein eingespieltes Team, aber wir haben uns gesteigert und jetzt wollen wir beweisen, dass die AB Baskets unter die besten acht Teams Deutschland gehören. Ich wünsche mir für das Heimspiel Mitte April die lautstarke Unterstützung unserer Minis. Das bringt mich zu der Zeit zurück, als ich fasziniert die älteren – und größeren – Spieler bewundert habe und ihnen nachmachte (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch, Thabo. Wir wetten darauf, dass am 10. April die Tribüne in der Sömmeringhalle voller begeisterter Kinder sein wird!