Auf einen Kaffee mit… IGOR RÜCKER (Deutscher Meister Ü35 & Ü40)

Vier Titel in insgesamt 6 Altersklassen. Die Saison 2015 geht in die Geschichtsbücher als die erfolgreichste in unserem 25-jährigen Bestehen sowie diejenige, als die Aufholjagd auf Wolfenbüttel endlich beendet wurde. Mit den diesjährigen Pokalen zur Ü35, Ü40, Ü45 und Ü60 (zum ersten Mal) haben unsere Teams 25 Trophäen gesammelt. Soviel wie kein anderer Verein. Hinter den Kulissen dieser hervorragenden Truppe sorgen Viele dafür, dass alles nach Plan läuft. Einer von ihnen ist Igor Rücker. Der beim Kaffee trinken mindestens genauso prickelnd wie auf dem Parkett wirkt.

Hallo Igor, herzlichen Glückwunsch zu den vielen Erfolgen dieser großartigen Saison! Was macht jedes Jahr den Unterschied zu Gunsten des DBV aus?

Die Spieler. Nur durch die jeweiligen Spieler und ihre Kontakten zu alternden Basketballstars sowie das gute Untereinander dieser im DBV gelingt es Jahr für Jahr, erfolgreiche Mannschaften zusammenzustellen, jeden einzelnen neuen Spieler zu begeistern und neue – auch wenn nur für diese Wettbewerbe – hinzuzuholen. Das ist ein weites Netz von Kontakten und wir genießen den Ruf, das ernst zu nehmen und nicht nur zum Spaß zu machen. So rücken stets Spieler nach und helfen Spieler aus. Mit Patrick Femerling stand jetzt auch unser Rekordnationalspieler mit auf dem Parkett. Drazan Tomic hat sich motiviert und Niklas Lütcke ist immer positiv und überzeugend dabei. Oliver Lenhardt – das muss hervorgehoben werden – hat drei Finals auf dem Feld gewonnen, sein Schreibtisch quillt vor Medaillen jetzt über. Jens Kollat hat seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt.

Wie läuft die „Nachwuchsgewinnung“? 
Bei der Ü35 bildet sich um Daniel Hönicke, Thomas Tripp, Kai Zimmermann, Milan Pesic und Sebastian Pichlmayer auch ein toller neuer „Rumpf“, der von uns Älteren gerne unterstützt wird. Ein besonderer Dank geht diesbezüglich an Kai Zimmermann, der die Jungs alle motiviert hat und stets selbst mit gutem Beispiel vorangeht. Wir sind wohl für die Zukunft – zum Ärgernis unserer Gegner – ganz gut gewappnet.

Die Meisterschaft wird an einem Wochenende ausgespielt. Wie viel „Klassentreffen“ steckt in diesen Veranstaltungen?
Man trifft viele alte Gesichter, tauscht sich aus, aber für uns geht es im Regelfall eher um den Wettbewerb. Manchmal erfreut man sich gerade daran, dass man einem renommierten Spieler nochmal zeigen konnte, das man auch was kann. Und Gedanken wie, „man wäre ich damals mal dabei geblieben“… kommen auch gerne zu Tage. Einige kennen sich zudem von den Senioren Weltmeister- oder Europameisterschaften. Gerade die fitten Älteren bei uns (John Dronsella, Wolfgang Ludwig, Matte Bergmann usw.) spielen ja regelmäßig bei diesen Veranstaltungen mit und wurden auch schon mit Standing Ovations als Weltmeister bei uns in der Halle begrüßt. Dieses Jahr sind einige wieder in Orlando (USA) zur WM.

Die Besonderheit in den Ü-Altersklassen ist, dass man alle 5 Jahre „Rookie“ ist. Wie fühlt es sich an?
Eigentlich schlecht, denn man merkt, wie man unaufhaltsam altert. Eine Ü45 war für mich vor „Kurzem“ noch weit entfernt, und plötzlich ist man dabei. Da aber sich die (noch) Älteren stets auf das neue freuen, dass der Nachwuchs kommt, macht ein das leichter und tatsächlich, man ist schon motiviert, da man ganz plötzlich wieder der Jüngste im Teilnehmerfeld ist.

Hat sich die Lust aufs Zocken im Laufe der Jahre geändert?
Gar nicht. Es macht weiterhin wahnsinnig Spaß und der Ehrgeiz ist ohne Frage vorhanden. Schmerzmittel am ersten Abend gehören genauso dazu, wie beim Anlaufen noch einmal einen Dunk hinzulegen. Auch Aufregung ist vor und während der Spiele zu verspüren. Man taucht ein in die Geschichte, denkt an viele Jugendturniere zurück und freut sich einfach.

Wie oft haben Sie vor einem Training gedacht; „Mensch, die Couch ist doch viel bequemer. Ich bleibe lieber hier“?
Auch das kommt nicht vor, wir trainieren ja nicht mehr so hart, spielen meist und das ist doch stets der Couch deutlich vorzuziehen. Zudem ist es ein Genuss und ein Geschenk, bei den vielen Senioren in die Halle zu gehen, viele Freunde zu treffen und sich auszutauschen und zusammen Sport zu machen.

Greifen Sie immer noch auf denselben Katalog von Moves wie in den jüngeren Jahren zu? 
Zu meinen Moves will ich mich nicht äußern, um nicht Spott aus dem Kreis der Senioren zu ernten. Zur Diskussion stünden der 360 Jumper, der klassische One-hand-Dunk oder der Bekim-Kastrati Gedächtnis Fake. Es gibt jedenfalls Tage, wo man denkt, man habe gar nichts verlernt, fühlt sich gut und locker und ist gedanklich auf dem Freiplatz. Dann gibt es die Tage, wo man meint, man sollte sich zum reinen Shooter umbilden und den Quatsch am Korb sein lassen. Manchmal braucht man halt auch den noch älteren Mitspieler, um sein Selbstwertgefühl aufzubauen, umgekehrt ist es auch erfrischend mal einem 30 jährigen ein paar ins „Gesicht“ zu schießen.

Wann haben Sie zum letzten mal gedacht: „Ich komme mir auf dem Parkett so frisch wie ein 18-Jähriger“?
Letzten Donnerstag, beim Training um 20.05 Uhr.

Wann hingegen haben Sie gedacht: „Das ist in meinem Alter jetzt echt zu viel?“
Letzten Donnerstag, beim Training um 21.20 Uhr.

Wie hat sich der Basketball seit „Ihren Zeiten“ entwickelt?
Ich verfolge eigentlich nur den Profi-Basketball, der natürlich deutlich athletischer und variabler geworden ist. In der Oberliga z.B. stagniert das aus meiner Sicht jedoch seit Jahren. Dort zumindest fehlt es oft an Grundausbildung, so dass wir auch mit unserer Erfahrung da sehr gut mithalten können.

Was können sie einem Mini-Spieler raten, der gerade seine ersten Schritte geht?
Spaß an der Sache, Taktik und Basketball-Grundschule nicht vernachlässigen.

Was einem jungen Spieler auf dem Sprungbrett in den Leistungssportbereich?
Noch sind keine Kameras in der Halle! Dribbel- und Fake-Exzesse haben noch nie ein Spiel gewonnen.

Seit wann laufen Sie für den DBV aus?
Seit 1991, zuvor aber bereits seit 1985 beim DTV Charlottenburg, der Mutter aller Charlottenburger Basketballvereine, zwei Jahre kurze Abwesenheit (ALBA und Weißenfels), aber ansonsten im gelb-blauen Trikot.

Warum immer noch beim DBV?
Alternativlos im Seniorenbasketball, wenn man den Erfolg will, so wie meine Mitspieler in jedem Jahrgang. Zudem ist der geistige Austausch (zumeist) auf dem gleichen hohen Niveau.

Herr Deutscher Meister Rücker, vielen Dank für das nette Gespräch!

 

 

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