Gian Aydinoglu im Interview – Hermut Weber Cup 23

Der Hermut-Weber-Cup ist eines der bestbesetzten U14-Turniere in Deutschland. Zahlreiche Bundesliga-Spieler durften in den letzten Jahren ihr Können bei diesem Turnier unter Beweis stellen.

So zum Beispiel auch unser ehemaliger Spieler Gian Aydinoglu. Gian hat alle Mini-Mannschaften von der U9-U12 und die U14-Jahre beim DBV Charlottenburg gespielt. Dabei durfte er als U14-Spieler auch schon JBBL-Luft bei uns schnuppern. Sein Weg führte über erfolgreiche JBBL und NBBL-Stationen bei ALBA Berlin im letzten Jahr nach Braunschweig.

Bei den Basketball Löwen Braunschweig ist er in diesem Jahr zum Teil des Profikaders geworden. Und außerdem ist er wieder mit seinem ehemaligen Mitspieler Sananda Fru vereint.

Wir haben ihn gefragt, wie es ihm in Braunschweig ergangen ist, welche Erinnerungen er an den HWC hat und wie seine Zukunft aussieht.

Finale Berliner Meisterschaft 22 Ü35

Hallo Gian, wo erwischen wir dich gerade?

Im Urlaub (Lacht). Es ist gerade etwas windig hier, aber ich genieße es, mal eine Woche freizuhaben und die Beine hochzulegen. Im letzten Sommer war es schon sehr viel Basketball. Ich hatte ja bei den ALBA-Profis die Vorbereitung und das Training für die Playoffs mitgemacht und danach durfte ich direkt noch bei der U20-Natio spielen. Sehr schön alles, aber eben auch sehr viel.

Nur eine Woche? Und danach geht es gleich weiter?

Genau danach geht es gleich weiter mit Individual-Training und der Vorbereitung auf den Nationalmannschafts-Sommer.

Das klingt nach einem spannenden Sommer für dich. Aber blicken wir kurz zurück. In dieser Saison bist du zu den Löwen in Braunschweig gewechselt. Wie war deine erste Saison als Voll-Profi für dich?

Sehr, sehr nice. Allein diese ganze Erfahrung, das Training, die Spiele und das ganze Team-Feeling.

Und natürlich das Spielen vor so vielen Fans, vor so einer großen Kulisse und so einer lauten Halle, das war schon sehr besonders. Auch, dass ich in meiner ersten Saison so viel Spielzeit hatte, war natürlich ein Highlight.

Es ist ein bisschen so, als ob man seinen Traum auslebt. Fürher ist man als Zuschauer in die Mercedes-Benz-Arena gegangen. Jetzt steht man da selber unten auf dem Parkett und spielt. Das war definitiv ein sehr schönes Gefühl.

Neben den Einsätzen in der BBL warst du aber auch in der Regionalliga aktiv. Ist es schwierig, mit dieser Doppelbelastung und dem „Rollen-Tausch“ umzugehen?

Ja genau. Wenn, sich die Spiele nicht überschnitt haben, habe ich meistens am Wochenende doppelt gespielt. Da ich bereist beim DBV in der U12 und U14 doppelt gespielt habe und auch danach in der JBBL und NBBL in höheren Teams spielen durfte, ist das natürlich nichts Neues für mich.

Der Rollentausch ist natürlich immer eine Umstellung. Wo ich in der Regionalliga ein klarer Führungsspieler bin, bin ich in der BBL erst mal ein Rollenspieler mit einer kleineren Rolle. Aber meine Verantwortung wird in diesem Bereich in der kommenden Saison sicherlich steigen.

Am Ende gehört das alles zum Profi sein dazu. Als jüngerer Spieler musst du dich dem Ganzen erst mal anpassen und dich weiter hocharbeiten und dir das dann halt auch verdienen. Es heißt nicht ohne Grund: Man bekommt nichts geschenkt.

Im letzten Jahr haben wir mit Sananda gesprochen. Er hat berichtet, dass er in einer ähnlichen Situation von euren Teamkollegen ein Stück weit an die Hand genommen wurde. Bei ihm was das Benedikt Turudić. Hast du ähnliches erlebt? Hast du dir zum Beispiel bei David Krämer und Robin Amaize was abgucken können?

Auf jeden Fall. Aber nicht nur von den beiden. Das ganze Team war wie eine große Familie. Jeder hat mich da erst mal super aufgenommen und unterstützt. Ich konnte viel von Robin und David lernen. Aber auch von Brandon habe ich viel mit auf den Weg bekommen, der hat eine so große Erfahrung, das ist unglaublich. Und alle wollen ihr Wissen weitergeben, so geben sie im Training schon immer viele Tipps und machen einen auf Dinge aufmerksam, die man vielleicht selber noch gar nicht sieht. Es war eine schon eine sehr lehrreiche Saison.

Spannend zu hören, wie in Braunschweig, die nächste Generation herangezogen wird. Und natürlich schön zu sehen, dass zwei ehemalige DBV-Spieler, sich dort behaupten können.

Wenn du den Jugend-Leistungssport und den Herren-Bereich vergleichst, was ist der größte Unterschied zwischen den beiden Bereichen?

Eine gute Frage. Ich würde sagen, die Physis. Die habe ich manchmal noch zu spüren bekommen. Ich würde sagen, dass ich viel von meinem Tempo lebe. Mein erster Schritt ist schon sehr schnell, sodass ich in der Offense an meinem Gegner vorbeikomme und defensiv meinen Gegner halten kann. Aber die Physis ist manchmal tough. Da hast du vielleicht das Gefühl, du bist gut vor deinem Gegner, aber der bringt dich dann noch einmal mit einem Bump oder Push auf Abstand und hat dann noch einen relativ freien, offen Wurf und Layup. Das ist aus meiner Sicht auf jeden Fall der größte Unterschied.

Das kann ich mir vorstellen. Das ist natürlich für einen Guard oft eine Umstellung. Als Point-Guard hast du natürlich eine große Rolle. Als Floor-General kontrollierst du das Tempo und gibst den Angriff vor. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es im Jugendsport nur Full-Speed gibt. Tempowechsel sieht man nur selten. Wie siehst du das?

Das auf jeden Fall. Auch das habe ich von David und Brandon gelernt. So wie die mit dem Tempo variieren können, das ist schon ein wertvoller Skill. Wenn ich die Spiele in der Regionalliga und anderen Jugendligen vergleiche, ist das schon ein wesentlicher Faktor. Vor allem bei jungen Teams sieht man entweder nur Vollgas oder komplett slow, nicht so richtig etwas dazwischen. Je früher man das verinnerlicht, desto besser.

Du scheinst dich also sehr wohl bei deinem neuen Verein zu fühlen. Wie geht es für dich dort weiter?

Genau, ich fühle mich sehr wohl. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag und bin sehr zufrieden. Im nächsten Jahr bekomme ich jetzt auch schon eine größere Rolle. Der Coach baut weiterhin auf mich und ich habe das volle Vertrauen vom Staff. Ich bin dort sehr gut aufgehoben und werde mich dort weiter verbessern können.

Wir sagen unseren Spielern immer, sie sollen sich Ziele setzten, um messbar besser zu werden. Was sind deine Ziele für die kommende Saison?

Neben den Basketball-Skills möchte ich vor allem an meinem Soft-Skills arbeiten. Als junger Spieler ist es wichtig, dass ich auf dem Feld Autorität ausstrahle. Gerade als Point-Guard, ist das sehr, sehr wichtig. Obwohl ich vielleicht der jüngste Spieler auf dem Feld bin, muss ich mich trotzdem mit meinen Anweisungen durchsetzen können. Ansonsten kann es am Ende zur Verwirrung führen.

Wo siehst du dich in 5 Jahren? Euroleague oder NBA?

(Lacht) NBA würde ich jetzt nicht sagen. Aber in einem deutschen Euroleague- oder Eurocup-Team sehe ich mich schon. Das wäre mein Traum. Insgesamt möchte ich ein solider BBL-Guard werden.

Mein Vorbild ist in dieser Hinsicht auf jeden Fall Maodo Lô. Sein Spielstil und sein Game haben mir schon immer sehr gefallen. Das war dann schon ultra nice, die Möglichkeit zu haben, mit ihm trainieren zu können. On-Court und Off-Court ist Maodo auf jeden Fall ein sehr korrekter Typ. Wir haben ab und zu auch privat Zeit verbringen können. Das war schon sehr inspirierend. Daran will ich sportlich auf jeden Fall anknüpfen.

Die DBV-Family hält also zusammen. Wenn es dann so weit ist, und wir das erste DBV Duell in der Euroleauge haben, kommen wir auf jeden Fall vorbei und machen Stimmung.

Kommen wir zum Hermut-Weber-Cup. In unserem Archiv stolpert man über viele Fotos und Momente mit dir. Da kommen natürlich viele Erinnerungen hoch. Was sind deine DBV-Erinnerungen, die dir noch im Kopf geblieben sind?

Ja, ich hatte auf jeden Fall eine sehr schöne Zeit beim DBV und ich habe viele tolle Momente, an die ich mich erinnere. Zwei Momente stechen dabei ein wenig heraus. Zum einen natürlich der „Überraschungs-Sieg“ gegen Alba damals im U14-Top4, wo wir Dritter geworden sind. Das ist eine schöne Erinnerung. Und dann die Wien-Fahrt mit Patrick und den 2002ern. Da haben wir um den Einzug ins Viertelfinale gegen Ulm gespielt. Nach der regulären Spielzeit stand es Unentschieden, sodass das Spiel im Sudden-Death entschieden werden musste. In der Overtime habe ich dann den Game-Winner getroffen. Anschließen sind natürlich alle ausgerastet und lagen uns in den Armen. Das war schon ein geiles Team.

Und was ist dir zum Hermut Weber Cup im Kopf geblieben?

Das waren auf jeden Fall immer Hammer Turniere. Zum ersten Mal gegen Teams auf einem höheren Niveau zu spielen, die nicht aus Berlin kamen, war eine tolle Erfahrung. Bayern, Bamberg oder auch internationale Teams. Das Teilnehmerfeld war schon immer sehr beeindrucken. Die Competition war schon immer ein Stück höher als sonst. So konnte man gut sehen, wo man gerade steht.

Dein Weg hat dich von der U8 über die U14 in die JBBL später NBBL und jetzt sogar in die BBL gebracht. Welchen Tipp würdest du den Spielern des HWC23 mit auf den Weg geben, damit sie einen ähnlich erfolgreichen Weg einschlagen können?

Also was ich über die Jahre wirklich gelernt habe ist, das Wichtigste ist dein eigener Ehrgeiz und der Wille häufig und hart zu trainieren.

Es kann dir niemand einreden oder vorschreiben. Du musst es selber wollen und danach handeln. Über die Jahre haben sich die Spieler in einem Umfeld durchgesetzt, die wirklich immer motiviert waren, selbst etwas extra zu machen.

Am Ende hat man es schon oft gehört, aber „Hard work beats talent.“

Aus meiner Erfahrung kann ich das bestätigen.

Und natürlich das Wichtigste ist, nicht den Spaß daran zu verlieren. Wenn das alles keinen Spaß mehr macht, dann hat das irgendwie auch keinen Sinn.

Also ab in die Halle und DBV Go.

Weise Worte für einen jungen Mann. Gian vielen Dank für deine Zeit. Viel Erfolg für die kommende Saison.

Und wer Gian nach seinem Urlaub selbst sehen will, kommt am Montag, 29. Mai selbst in die Halle.

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